Irene Brickner: Fremdenrecht ohne Zukunftschance UND Dr. Ingrid Nowotny: Migranten - Menschen oder Wirtschaftsfaktor?
Die beiden Referentinnen stellten ihre, teilweise unterschiedliche Sicht auf das Fremdenrecht und die Asylpolitik Österreichs vor:
Irene Brickner kritisiert, dass die Regelung der Zuwanderung in Österreich derzeit der Polizei und dem Arbeitsmarkt überlassen wird. Zuwanderung verändert die Gesellschaft als Ganzes, daher sollten sich auch alle Gesellschaftsbereiche damit befassen. Viele geltende Regelungen sind angesichts der globalen Migrationsentwicklung fragwürdig, so zum Beispiel die strikte Unterscheidung von Asylsuchenden und anderen Zuwanderern. Gesetzliche Härten führen oft zu inhumanen Entscheidungen und lösen keine Probleme. Eine Angst vor der Migration ist unbegründet - Österreich hat von seinen Zuwanderern bisher viel profitiert und wird weiterhin profitieren. Das zu vermitteln ist eine politische Aufgabe, das Thema sollte nicht den Populisten überlassen werden.
Auch Ingrid Nowotny sieht Migration als Herausforderung für alle Gesellschaftsbereiche. Sie plädiert aber dafür, die unterschiedlichen Regelungen für AsylwerberInnen und für andere ImmigrantInnen zu erhalten. Nur so können Flüchtlinge unabhängig von ihrer Qualifikation Schutz vor Verfolgung finden. Eine stärkere Öffnung des Arbeitsmarktes für Zuwanderer würde ihrer Meinung nach vor allem jenen Menschen mit Migrationshintergrund schaden, die schon derzeit Zugang zum Arbeitsmarkt haben. Sie sieht die österreichische Migrationspolitik im internationalen Vergleich durchaus beachtenswert: Österreich hat innerhalb der EU den höchsten Anteil an Menschen aus nicht-EU-Ländern bezogen auf die Gesamtbevölkerung und sowohl beim Familiennachzug als auch bei der Einbürgerungsrate liegt Österreich im europäischen Spitzenfeld.