Prof. Dr. Brigitte Unger: Entwicklung des Weltwährungs- und Finanzsystems von 1945 bis zur Finanzkrise
Das Ende der fixen Wechselkurse zu Beginn der 1970er Jahre war verursacht durch das Öffnen der Volkswirtschaften und die schrittweise Liberalisierung des Kapitalverkehrs. Devisenkontrollen wurden abgebaut. Dies führte zu Beginn der 1980er Jahre zum Abheben der Finanzmärkte: Seither wächst das Gesamtvermögen schneller als das nominale Bruttoinlandsprodukt weltweit, es beträgt heute bereits ein Vielfaches der realen Wirtschaftsleistung. Die Realwirtschaft bietet gar nicht mehr genügend Dienstleistungs-Anlagemöglichkeiten und Güter für das vorhandene Überschusskapital, das daher in neu kreierte Finanzprodukte investiert wird. Diese Finanzinnovationen, sogenannte ‚Derivate’, sind nichts anderes als Wetten. Nach Spekulationen am Immobilienmarkt und dem Platzen der Immobilienblase in den USA entdeckte die Finanzbranche Staatsschulden als neue Spekulationsprodukte.
Zur Systemänderung schlägt Prof. Unger neben einem Verbot des spekulativen Handels mit Staatsschulden vor, dass Unternehmensrenditen nicht niedriger als Finanzmarktrenditen sein dürfen, dass durch die Bekämpfung von Arbeitslosigkeit und Armut, durch Lohnerhöhungen und globale Entwicklung die Kaufkraft erhöht wird und dass ein Leistungsbilanzausgleich zwischen Ländern mit Leistungsbilanzüberschüssen und Ländern mit Leistungsbilanzdefiziten erfolgen soll.